Die neuesten KI-Entwicklungen für die Überwachung und Qualitätssicherung in der additiven Fertigung mit Isabelle Hachette, CEO von Interspectral

10. März 2025 | Lesedauer: 5 min

 

Die gegenseitige Befruchtung von Branchen führt oft zu bahnbrechenden Innovationen, und ein Experte, der von der medizinischen Bildgebung zur additiven Fertigung (AM) wechselt, ist da keine Ausnahme.

In einer kürzlich erschienenen Folge des Additive Snack Podcasts begrüßte Gastgeber Fabian Alefeld Isabelle Hachette, CEO von Interspectral, um darüber zu sprechen, wie Erkenntnisse aus der medizinischen Bildgebung die AM-Prozessüberwachung und Qualitätssicherung verändern.

 

Von der medizinischen Bildgebung zur additiven Fertigung: Eine datengesteuerte Entwicklung

Mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung in der medizinischen Bildgebung verfügt Isabelle Hachette über einen reichen Erfahrungsschatz in den Bereichen Digitalisierung, Datenkonnektivität und KI-gesteuerte Diagnostik. Im Gesundheitswesen hat die KI die Diagnosegenauigkeit revolutioniert und ermöglicht es Radiologen, Anomalien mit beispielloser Präzision zu erkennen. Dieses Know-how wird nun genutzt, um AM-Prozesse zu verfeinern, insbesondere in der Qualitätssicherung und Prozessüberwachung.

Hachette erzählte, wie die Reise von Interspectral in den Bereich AM durch eine Forschungskooperation mit Siemens Energy begann. Ihr Team erkannte die riesigen Datenmengen, die während des AM-Prozesses erzeugt werden, und entwickelte eine Lösung, um diese Daten zu aggregieren und zu analysieren und so einen digitalen Zwilling jedes Fertigungsauftrags zu erstellen. Diese Technologie ermöglicht den Ingenieuren tiefere Einblicke in ihre Fertigungsprozesse und steigert die Effizienz und Präzision.

 

Verwertbare Einblicke in die AM-Produktion

Im Kern bietet Interspectral Softwarelösungen für die Qualitätssicherung und Prozessüberwachung im AM-Bereich. Das Flaggschiff, der AM Explorer, dient als leistungsstarkes Werkzeug für Ingenieure und bietet automatische Fehlererkennung und Datenvisualisierung. Die Software lässt sich nahtlos in verschiedene Datenquellen integrieren - Punktwolken, Sensordaten, optische Tomographie (OT), Schmelzbadüberwachung und sogar CT-Scans - und ermöglicht es den Herstellern, ein umfassendes Verständnis ihrer Fertigungsaufträge zu gewinnen.

Für Unternehmen wie Volum-e, das mehrere EOS-Maschinen betreibt, hat der AM Explorer den Zeitaufwand für die Analyse von Prozessdaten drastisch reduziert. Vor der Implementierung der Interspectral-Lösung durchforsteten die Ingenieure manuell große Mengen von Bildern, um Fehler zu identifizieren. Durch die automatische Fehlererkennung konnte die Zeit für die Bildanalyse um 90 % reduziert werden, was die Produktion beschleunigt und kostspielige Versuch-und-Irrtum-Zyklen reduziert.

Darüber hinaus stellt die frühzeitige Erkennung von Job-Crashs und fehlerhaften Teilen sicher, dass die Hersteller Fehler erkennen und genau lokalisieren können. Dieser Einblick hat zu erheblichen Kosteneinsparungen geführt. Einige Unternehmen berichten von Einsparungen von bis zu 50.000 € pro Maschine und Jahr durch den Einsatz der Interspectral-Lösung.

EOS-Bauverfahren im Metall-AM-System

KI-gestützte Fehlererkennung und Prozessoptimierung

In der medizinischen Bildgebung dient die KI als zweites Lesegerät für Radiologen, das bei der Erkennung von Tumoren und anderen Anomalien hilft. In ähnlicher Weise verbessern die KI-gestützten Tools von Interspectral die Überwachung von AM-Prozessen, indem sie Fehler in Echtzeit identifizieren und die Ursachen dafür aufzeigen. Ganz gleich, ob das Problem von einer unzureichenden Laserleistung, Störungen des Gasflusses oder Materialinkonsistenzen herrührt, der AM Explorer liefert verwertbare Erkenntnisse, um Defekte zu entschärfen, bevor sie eskalieren.

"Die Fähigkeit, mehrere Datenquellen zusammenzuführen und KI-gesteuerte Analysen anzuwenden, ermöglicht es den Herstellern, proaktive Schritte zur Optimierung ihrer Prozesse zu unternehmen", erklärte Hachette. "Anstatt erst nach der Produktion auf Qualitätsprobleme zu reagieren, befähigen wir die Ingenieure, während der Produktion fundierte Entscheidungen zu treffen.

Die Zukunft von AM: KI, digitale Zwillinge und Standardisierung

Da sich die KI-Fortschritte in allen Branchen beschleunigen, kann AM von diesen Innovationen in noch nie dagewesener Weise profitieren. Jüngste technologische Sprünge, wie Nvidias neuester KI-Chip für Robotik und autonome Systeme, zeigen, dass die KI-Fortschritte in nur einem Quartal nun die eines ganzen Vorjahres übertreffen. Diese rasante Entwicklung unterstreicht das transformative Potenzial der KI-gesteuerten Prozessüberwachung in der AM.

Hachette stellt sich eine Zukunft vor, in der die KI-gesteuerte Prozessüberwachung Hand in Hand mit Simulationswerkzeugen arbeitet und die Entwicklungszyklen für neue Materialien, Prozesse und Anwendungen verkürzt. Durch die Integration der Technologie des digitalen Zwillings können Hersteller ihre Produkte auch nach dem Einsatz in der realen Welt kontinuierlich weiterentwickeln.

Eine der größten Hürden bleibt jedoch die Standardisierung. Im Gegensatz zur medizinischen Bildgebungsbranche, die mit weit verbreiteten Standards wie DICOM arbeitet, gibt es in der AM-Branche noch keinen universellen Rahmen für Datenkonnektivität und -archivierung. Interspectral arbeitet aktiv mit Industriepartnern wie EOS zusammen, um neue Maßstäbe für die Qualitätssicherung zu setzen und sicherzustellen, dass AM den strengen Anforderungen von Produktionsumgebungen gerecht werden kann.

Interspektrale Software und EOS M 290 in Arbeit

Den Weg für eine skalierbare AM-Einführung ebnen

Über das Prototyping hinaus erfordert die skalierbare Einführung von AM eine robuste Prozessüberwachung, um Wiederholbarkeit und Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Indem sie die Abhängigkeit von manuellen Prüfungen verringern und eine frühzeitige Erkennung von Fehlern ermöglichen, senken Lösungen wie AM Explorer die Einstiegshürden für Hersteller, die AM in ihre Produktionsabläufe integrieren möchten.

"Interspectral hat es sich zur Aufgabe gemacht, AM voranzutreiben", so Hachette abschließend. "Durch den Einsatz von KI, Datenfusion und Automatisierung wollen wir die additive Fertigung nicht nur zu einer praktikablen Alternative zu herkömmlichen Verfahren machen, sondern zu einer bevorzugten Lösung für die Hochleistungsproduktion.

 

Zuhören und mehr erfahren

Wenn Sie wissen möchten, wie die Prinzipien der medizinischen Bildgebung die Zukunft der additiven Fertigung prägen, hören Sie sich die vollständige Episode des Additive Snack Podcasts an. Erhalten Sie Einblicke von Branchenführern wie Isabelle Hachette und entdecken Sie, wie datengesteuerte Entscheidungsfindung neue Grenzen in der additiven Fertigung eröffnet.

Weitere Informationen über die innovativen Lösungen von Interspectral finden Sie auf der Website des Unternehmens und bei Isabelle Hachette auf LinkedIn.